Sich auf die Seite der Offenbarung Gottes stellen

Artikel von Albert Mohler
29. August 2017 — 5 Min Lesedauer

Wieso sich nicht an der Revolution beteiligen? Diese Frage erscheint vielen Menschen als offensichtlich, wenn sie sich konservative Christen ansehen, und sie wundern sich aufrichtig, warum wir nicht einfach unsere Sichtweisen auf Homosexualität, gleichgeschlechtliche Ehe und die ganze Bandbreite der LGBT-Themen ändern können. Uns wird permanent gesagt, dass wir die klaren Lehren der Bibel hinter uns lassen müssen, um sich auf die „richtige Seite der Geschichte“ zu stellen.

Aber es ist ja nicht so, dass wir das Argument nicht verstehen – wir können es nur nicht akzeptieren.

Natürlich haben viele liberale Kirchen und Gemeinden in der Tat vor der sexuellen Revolution kapituliert. Während die Legitimierung von Homosexualität voranschreitet, haben sich manche Kirchen und Gemeinden dieser Bewegung angeschlossen – manche sogar als Fürsprecher – derweil andere sich unerschütterlich einem Kompromiss verweigern. In der Mitte sind – zumindest für jetzt – Kirchen und Gemeinden, die unfähig oder nicht bereit dazu sind, eine klare Überzeugung bezüglich Homosexualität zu äußern. Themen wie die Ordination Homosexueller oder deren Ehe werden in den Leitungsgremien verschiedener Konfessionen sowie in ihren Gemeinden regelmäßig diskutiert.

Es liegt auf der Hand, dass viele von den eher liberalen Kirchen und Gemeinden dieses Argument nicht nur akzeptieren, sondern selbst vorantreiben. Jede dieser Kirchen definierte einst die Ehe ausschließlich als Einheit zwischen einem Mann und einer Frau, und jede von ihnen definierte einst menschliche Sexualität und Geschlecht in Übereinstimmung mit der Bibel und der historisch-christlichen Lehre. Jetzt dagegen scheinen zumindest manche Leute ernsthaft verblüfft zu sein, dass konservative Christen nicht einfach auf den Zug aufspringen und christliche Moral, Ehe und Lehre neu definieren.

Wir werden das nicht tun, weil wir es nicht können. Anders als diejenigen, die sich eine liberale Theologie zu eigen gemacht haben, sehen wir das Christentum nicht als ein System von Glaubensgrundsätzen, die wir nach unserem Gutdünken ändern können. Wir sehen die Bibel nicht als bloße Sammlung antiker religiöser Schriften, die verworfen oder so uminterpretiert werden können, dass sie etwas Anderes aussagen.

Stattdessen verstehen wir die Bibel als das, was sie von sich behauptet, nämlich nichts Geringeres als das eingegebene und irrtumslose Wort Gottes zu sein. Wir verstehen das Christentum als etwas, das auf spezifische Wahrheiten gegründet ist, die von Christus, den Propheten und den Aposteln offenbart und uns in den Heiligen Schriften überliefert worden sind. Wir glauben, dass das Christentum definiert ist als, wie die Bibel sagt, „der Glaube, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist.“

In diesen Tagen sind wir Widerstand ausgesetzt, abgeschrieben und lächerlich gemacht, weil wir zu den Wahrheiten stehen, die die christliche Kirche über zweitausend Jahre hinweg gelehrt hat.

In Wahrheit ist es so, dass Christen, die das Christentum entsprechend der historisch-christlichen Lehre und Moral definieren, nicht nur glauben, dass diese Lehre wahr ist, sondern dass sie den einzigen Weg weist, der wirkliches und beständiges Glück für die Menschen hervorbringt. Wir lehnen gleichgeschlechtliche Ehe nicht nur ab, weil wir glauben, dass sie der Heiligen Schrift widerspricht; wir glauben, dass alles, was der Heiligen Schrift widerspricht, nicht zu menschlichem Gedeihen führen kann.

Das Evangelium verheißt Rettung für jeden, der von seiner Sünde umkehrt und an Christus den gekreuzigten und auferstandenen Herrn glaubt. Wenn wir falsch verstehen oder falsch darstellen, was Sünde ist, dann unterminieren wir das Werk Christi und unser Wissen um die Tatsache, dass wir einen Retter brauchen. Ferner, wenn wir die Lehre der Bibel über Sexualmoral preisgeben, verwirren wir die Welt – und uns selbst – in Bezug auf Buße.

Die Bibel ist nicht nur ein inspiriertes Buch voller Dogmen. Sie erzählt eine Geschichte von Gottes Schöpfungshandeln und der Realität der menschlichen Sünde, von der Tiefe der Retterliebe Gottes in Christus für sein Volk und eine Geschichte, die uns aufzeigt, wo es mit unserer Geschichte hingeht. Die Bibel warnt uns zudem vor jeglichem Versuch, diese Geschichte zu verändern oder falsch zu erzählen. Ja, sie warnt uns vor der Sünde, etwas zu lehren, was die Bibel „ein anderes Evangelium“ als das Evangelium von Jesus Christus bezeichnet.

Die gegenwärtige amerikanische Gemeindelandschaft umfasst eher liberalere Gemeinden, die ihr Bestes tun, um sich der sexuellen Revolution anzuschließen, und eher konservativere Gemeinden, die dem nicht folgen können. Reine Ehrlichkeit würde fordern, dass man zugibt, dass es die konservativen Gemeinden sind, die das lehren, was das Christentum über zwei Jahrtausende hinweg gelehrt hat.

Uns wird gesagt, dass wir marginalisiert werden, wenn wir an der biblischen Autorität und dem historisch-christlichen Glauben festhalten. Vielleicht stimmt das, aber es sind die eher liberaleren Kirchen, die während der letzten vier Jahrzehnte massenweise Mitglieder verloren haben, und selbst in einem säkularen Zeitalter sind es die säkularisiertesten Kirchenverbände, die den meisten Mitgliederschwund zu verzeichnen haben.

Wir verstehen, was davon abhängt, wie Menschen die Geschichte beurteilen. Aber wir sind viel mehr besorgt über das Urteil Gottes aus der Ewigkeit. Wir müssen die Wahrheit in Liebe reden und danach streben, allen ein guter Nächster zu sein, aber wir können nicht den Glauben preisgeben, nur, weil uns gesagt wird, dass wir jetzt auf der falschen Seite der Geschichte stehen.

Unsere Antwort an die, die in Homosexualität involviert sind, muss von echtem Mitgefühl gekennzeichnet sein. Aber die zentrale Aufgabe echten Mitgefühls ist es, die Wahrheit zu sagen, und die Bibel offenbart eine wahre Botschaft, die wir übermitteln müssen. Diejenigen, die die Botschaft der Bibel verdrehen und untergraben, begegnen homosexuellen Menschen nicht mit Mitgefühl. Lüge ist niemals Mitgefühl – sie führt schließlich zum Tod.

Letzen Endes wird die Kirche entweder die Wahrheit von Gottes Wort verkündigen oder einen Weg finden, von ihr wegzulaufen. Es kommt schlussendlich auf Vertrauen an. Vertrauen wir, dass die Bibel uns wahrheitsgetreu übermittelt, was Gott für unsere Sexualität möchte und befiehlt? Wenn ja, dann wissen wir, wo wir stehen und was wir sagen müssen. Wenn nicht, dann wird es Zeit, dass wir der Welt gegenüber zugeben, dass wir nicht die leiseste Ahnung haben.