Das Trauma der Heiligkeit

Artikel von Ligonier
21. September 2017 — 2 Min Lesedauer
Dieser Artikel ist Teil einer Artikelreihe über die Heiligkeit Gottes.
Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen! Jesaja 6,5

Vor fünfhundert Jahren, zur Zeit der Reformation, fiel die Aufgabe Johannes Calvin zu, die wiederentdeckten biblischen Lehren zu systematisieren. Sein Unterricht in der christlichen Religion bleibt eines der wichtigsten und einflussreichsten theologischen Werke, die je geschrieben wurden.

Calvin widmete sein Leben dem Studium der Bibel und verbesserte und erweiterte sein Werk vor seinem Tod. Nahe dem Anfang seiner Institute (wie das Buch auch heißt) beschreibt Calvin auf prägnante Weise, was die Begegnungen zwischen Gott und Mensch in der Schrift uns über die menschliche Natur zeigen. Er schreibt:

„Der Mensch ist nie ausreichend berührt und betroffen vom Bewusstsein seines niedrigen Standes bis er sich mit der Majestät Gottes verglichen hat“ (1.1.3).

Der Genfer Reformator führt Jesaja 6,5 als eine von vielen Stellen auf, die diese Aussage belegen. In ihr erzittert der Prophet, nachdem er mit der unvergleichlichen Heiligkeit Gottes konfrontiert wurde, und spricht ein Wehe über sich aus. Das ist die normale Reaktion von allen, die solche Theophanien erlebt haben (siehe zum Beispiel Hiob 42,1–6).

Jesajas Aussage ist sehr bemerkenswert, wenn man sein Amt als Prophet bedenkt. Diese Männer und Frauen wurden von Gott eingesetzt, um seine Sprecher zu sein und wurden von allen als die gerechtesten Diener des Herrn ihrer Zeit erachtet. Der durchschnittliche Bürger von Israel oder Juda war vielleicht ein eklatanter Brecher des Bundes, aber die Propheten waren es nicht. Jesaja war zweifellos während seiner Lebenszeit einer der heiligsten Israeliten.

Jedoch im Vergleich mit dem Allmächtigen erkennt Jesaja, dass seine Heiligkeit nichts ist. Er verstand seine Gerechtigkeit vor anderen Menschen, aber auch, dass sie nichts war vor der absoluten Vollkommenheit Gottes (3Mose 11,44). Selbst unsere besten Taten, schrieb er später, sind eher wie ein beflecktes Kleid (Jes 64,5).

Heute nehmen die meisten Menschen in der Welt an, dass Gott bei der Bewertung nicht so streng vorgeht. Der Mensch stolziert mit Arroganz und ist sich sicher, Gott wird seine „Fehler“ übersehen. Aber Jesaja, wie andere biblische Autoren auch, wusste, dass man an allen Geboten schuldig geworden ist (Jak 2,10), wenn man eines übertritt, weshalb er vor dem Glanz der Heiligkeit Gottes niederfiel. Auch wir würden auf diese Weise reagieren, wenn wir sehen würden, was Jesaja sah.

Coram Deo

Wie siehst du deine guten Taten? Hast du dir eingeredet, dass du so heilig bist, wie der Herr dir befohlen hat? Vielleicht nimmst du Sünde auf die leichte Schulter und glaubst, dass Gott verpflichtet ist, unbußfertigen Übertretern zu vergeben? Nimm dir Zeit, um darüber nachzudenken, ob du in deinem Leben die Standards der Bergpredigt (Mt 5–7) erfüllt hast. Tue Buße für deine Sünden und bekenne deine absolute Abhängigkeit vom Geist Gottes, dich heilig zu machen.

Bibelstellen für weiteres Studium

5Mose 32,1–4
Hes 1,28
Mt 5,17–20
Joh 8,1–11