Seelsorge an sexuell Gebrochenen

Artikel von Rosaria Butterfield
2. Februar 2018 — 7 Min Lesedauer

Zu Christus zu kommen ist der ultimative Augenöffner, denn wir werden mit der Tatsache konfrontiert, dass unsere Sünde unser größtes Problem ist. Jeden Tag muss sich ein Gläubiger der Realität stellen, dass die Erbsünde uns entstellt, unsere eigene Sünde uns ablenkt und die innewohnende Sünde uns manipuliert. Diese Entstellung, Ablenkung und Manipulation treiben einen Keil zwischen uns und Gott. Wir befinden uns in einem Krieg, und je eher wir das merken, desto besser.

Sexuelle Gebrochenheit ist verbunden mit viel Scham, denn sexuelle Sünde ist raubtierhaft: Sie jagt uns, fängt uns und verführt uns, ihren Willen zu tun. Sexuelle Sünde wird nicht ruhen, bis sie ihr Zielobjekt gefangen hat. Wenn unser Gewissen uns verurteilt, versuchen wir manchmal, gegen die Sünde anzukämpfen. Wenn unsere Scham uns in die Isolation zwingt, verbergen wir uns genau vor den Menschen, deren Ressourcen wir brauchen. Wir kämpfen uns durch bis der Teufel auf verführerische Weise verspricht, dass süße Erleichterung kommt, wenn wir nur diesen lüsternen Blick zulassen, diesen Internetlink anklicken oder das Licht in unseren Schlafzimmern und in unserem Herzen ausschalten und die andere Person, die auch das Ebenbild Gottes trägt, umschließen, obwohl uns Gott das doch verboten hat.

Wir sexuell gebrochenen Schafe werden unsere treuen Ehen opfern, unsere kostenbaren Kinder, fruchtbaren Dienste, produktive Arbeiten und unseren unverdorbenen Ruf, um unmittelbares, verbotenes sexuelles Vergnügen zu erlangen.

Wir mögen aufrichtig um Befreiung von einer bestimmten sexuellen Sünde bitten, nur um reingelegt zu werden, wenn uns ihre Fälschung verführt. Wenn wir für Befreiung von Sünde durch das sühnende Blut Christ beten, bedeutet das, dass wir das wahre Wesen der Sünde kennen müssen, nicht nur, dass wir uns nicht länger zu ihr hingezogen fühlen. Wenn du stark sein willst aus dir selbst heraus, wird Gott dich nicht erhören. Gott will, dass du stark bist in dem auferstandenen Christus.

Menschen, die sexuell gebrochen sind – du und ich – müssen auf tiefe Weise die folgenden Realitäten der Schrift kennen, um Freiheit in Christus zu finden und anderen sexuell gebrochenen Menschen helfen zu können:

Gottes Liebe

„Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8). Christi Tod ist persönlich. Er ist „für uns“. Wenn du in Christus bist, kommt seine sühnende Liebe mit der Kraft, dich von Sünde und Schuld zu retten. Sexuelle Sünde bringt drei Dinge hervor, die Gottes Liebe wegstoßen. Erstens, die wiederholte Praxis brandmarkt das Gewissen und macht uns taub und stumm für die Schönheit der Heiligkeit. Zweitens, sexuelle Sünde schließt für gewöhnlich eine andere Person mit ein und zieht demnach noch jemand anderen in Sünde, wodurch ihre Reichweite und ihr Schaden zunimmt. Wenn du unter dem Gewicht sexueller Sünde leidest, komm zu Jesus, denn sein Joch ist verwurzelt in Gottes Liebe. Gott ist Liebe und er ist für dich. Er tritt für dich ein. Er möchte, dass du seine Liebe erfährst.

Gottes Vergebung

„Als ich es verschwieg, da verfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn deine Hand lag schwer auf mir Tag und Nacht, so dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürr wird. Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg meine Schuld nicht; ich sprach: ‚Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen!‘ Da vergabst du mir meine Sündenschuld“ (Ps 32,3–5). Wir leben in einer Welt, die zunehmend lehrt, dass wir unsere Schande loswerden, wenn wir uns selbst vergeben. Die Vorstellung einer Selbstvergebung kommt von der falschen und verkürzten Anthropologie der Persönlichkeit. Wir haben uns nicht selbst geschaffen und können uns deshalb nicht selbst vergeben. Weil Gott für dich ist, möchte er dir vergeben und dich wiederherstellen. Er liebt ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz.

Gottes Heilung kommt durch Christus

„Er sandte sein Wort und machte sie gesund und ließ sie aus ihren Gräbern entkommen“ (Ps 107,20). „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden“ (Ps 147,1). Durch sein Blut stellt Christus Gottes Gerechtigkeit zufrieden. In diesem größten Akt der Liebe liegt die Lösung für die nagende Schuld sexueller Sünde. „Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5).

Gottes Vorsehung für deinen Schmerz

„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden“ (2Kor 1,3–4). Sexuelle Sünde hat Konsequenzen, die wir nicht kontrollieren können und die wir noch nicht einmal wahrnehmen, bis der Heilige Geist die Schuppen von unseren Augen nimmt. Sexuelle Sünde ist ein grausamer Zuchtmeister. Abtreibung verlangt den Tod eines ungeborenen Kindes. Homosexualität verlangt die Verurteilung von Gottes Schöpfungsordnung. Ehebruch verlangt den Verrat von Eheversprechen vor Gott und die Zerstörung von „einem Fleisch“. Pornographie verlangt Sexsklaven und stößt Frauen und Kinder in den Sexhandel. Wenn Gläubige sexuelle Sünde begehen, spucken wir (sie) in das Angesicht Gottes. Wenn Gläubige Buße tun und von sexueller Sünde umkehren, werden wir (sie) wiederhergestellt.

Gottes Vorsehung hat einen Platz für deinen Schmerz. Weil du sehen kannst, was andere, die noch von der Sünde geblendet sind, (noch) nicht sehen können, bist du Richtungsschild Gottes, das auf ihn selbst zeigt. Du siehst das Blut, das an deinen Händen klebt, du fühlst das Loswerden von Strafe und Schuld und du dienst als Gottes Botschafter.

Gottes Volk

„Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie ertragen könnt“ (1Kor 10,13). Wir in der Gemeinde sind für einander ein Ausgang. Gott hat schon einen Ausgang geschaffen, durch sein Wort und seinen Geist, und auch durch den Leib Christi und die einfache Praxis von Gastfreundlichkeit. Die offene Tür deines Hauses und deines Herzens ist der Ausweg für einen Bruder oder eine Schwester.

Jesus aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben. (Mk 10,29–30)

Jesus redet hier von der Familie Gottes, deren Liebe, Dasein und Gemeinschaft vom Herrn gebraucht wird, um „hundertfältig“ zurückzugeben, was immer du zurücklassen musstest, um zu Christus zu kommen. Das Evangelium ist kostspielig. Aber es ist es wert.

Diese Prinzipien aus der Schrift sind keine Spickzettel. Du kannst sexuell gebrochenen Menschen nicht helfen, bis du nicht Gottes Wort tief in dich aufgesogen hast. Unsere sexuell gebrochenen Mitmenschen brauchen nicht primär eine Weiterbildung in der christlichen Weltanschauung; sie müssen zum Fuß des Kreuzes gebracht werden. Bevor wir das tun können, müssen wir selber „vom Wort profitieren“ (um mich an den Titel eines Buchs von A.W. Pink anzulehnen). Wir müssen für uns selbst erfahren, dass Buße die Türschwelle zu Gott ist.