Der Dienst des Diakons

Artikel von Jamie Dunlop
6. November 2015

Der Dienst des Diakons war eigentlich dazu gedacht, Spannungen innerhalb der Gemeinde zu mindern, aber es scheint, dass es diesbezüglich immer wieder zu Kontroversen und Diskussionen kommt. Man hört immer wieder davon, dass Älteste und Diakone wegen der Frage nach Entscheidungsautorität in Streit geraten. Diakonen wird vorgeworfen, sie seien voreingenommen, ihre Treffen seien irrelevant usw.

Gibt es einen Weg, diese unschönen Spannungen innerhalb unserer Gemeinde zu umgehen? Ich denke schon. Was wir brauchen, ist eine positive, theologische Definition davon, was es heißt, ein Diakon zu sein.

Was ist ein Diakon?

Gemäß des Neuen Testaments ist ein Diakon vor allem zweierlei: ein Schlichter und ein Diener.

Diakone sind Schlichter: Die sieben Männer, die von der Gemeinde in Jerusalem ausgesucht wurden, um für die Witwen zu sorgen, und die man als Vorläufer der Diakone sehen kann, wurden dazu bestimmt, die Einheit der Gemeinde zu sichern, als die unzureichende Verwaltung von Diensten zu Rissen in der Gemeinschaft zu führen drohte.

Diakone sind auch Diener: Das steckt schon in der Bedeutung des Namens und ihre Vorläufer in Apg 6 wurden ausgesucht, um sich um die praktischen Bedürfnisse der Gemeinde zu kümmern. Auf diese Weise konnten sich die Ältesten darauf konzentrieren, die Gemeinde durch Gebet und Verkündigung zu führen.

Diakone als Schlichter

Es war immer Gottes Wille, seine Herrlichkeit durch die Einheit von Juden und Heiden darzustellen (Eph 3,10). Aber gerade an dieser Stelle war die Einheit der Gemeinde in Jerusalem bedroht.

Die Griechisch sprechenden Juden begannen, sich gegenüber den hebräischen Juden hinsichtlich der Aufteilung des Essens zu beschweren. Die Gemeinde suchte deshalb sieben Männer aus, um das Essen gleichmäßig aufzuteilen, mit dem Ziel, die Einheit wiederherzustellen. Die Bewahrung von Einheit war das höchste Ziel. Gute Administration war das Mittel.

Das führt zu einigen Dingen, die wir über Diakone wissen müssen:

Wahl: Es ist interessant, dass Paulus in 1. Timotheus 3, wo er über die Qualifikationen von Diakonen schreibt, den Charakter als wichtiger beschreibt als die administrativen Fähigkeiten. Deshalb sollten wir in unserer Gemeinde auch nach Diakonen suchen, die zunächst einmal in der Lage sind, Frieden zu stiften.

In unserer Gemeinde sind wir so vorgegangen, dass jemand, der als Friedensstifter bekannt ist, einem anderen Mitglied der Gemeinde für die Aufgabe des Diakons vorgezogen wurde, der spezifische, hilfreiche Fähigkeiten besitzt (z.B. im Bereich Management, Finanzen, Computer, Technik etc.). Wir haben neue Diakone dazu ermutigt, begabte Geschwister in ihre diakonische Arbeit oder ihr Team einzubinden.

Rechenschaft: Die Idee von Diakonen als Schlichter steht in einem starken Kontrast zu Diakonen, die ihren Dienst innerhalb der Gemeinde unabhängig von Anderen wie einen eigenen Besitz führen.

Was kann eine Gemeinde tun, um nicht Diakone auszubilden, denen es um „territoriale Machtansprüche“ geht? Beispielsweise kann man die Dienstzeit auf drei Jahre begrenzen, nach deren Ablauf eine andere Person den Dienst übernimmt. Das wirkt sog. „Dienstmonopolen“ entgegen und fordert außerdem die Diakone heraus, kontinuierlich ihre „Nachfolger“ zu schulen.

Außerdem sollten Älteste die Diakone daran erinnern, dass sie nicht die „Besitzer“ eines bestimmten Dienstbereichs sind. Vielmehr geht es darum, dass Diakone die Dienste innerhalb der Gemeinde unter der Führung der Ältesten unterstützen und anleiten.

Kommunikation: Älteste können Diakone dazu ermutigen, Schlichter zu sein, indem sie regelmäßig mit ihnen kommunizieren. Sie sollten mit ihnen über den spezifischen Dienstbereich sprechen. Auch sollten die Ältesten immer wieder gegenüber den Diakonen kommunizieren, in welche Richtung die Ältestenschaft die Gemeinde führt.

Zum Beispiel könnten die Ältesten die Agenda einer Gemeindeversammlung vorher mit den Diakonen durchsprechen oder diese im Vorfeld über Besonderheiten informieren.

Es geht einfach darum, dass so eine vorangehende  Zusammenarbeit mit den Diakonen diesen ermöglicht, für die Einheit der Gemeinde zu arbeiten, während die Ältesten die Gemeinde durch Veränderungen führen müssen.

Diakone als Diener

Älteste sind dazu berufen, sich um die geistlichen Dinge der Gemeinde zu kümmern und die Ausrichtung der Gemeinde zu bestimmen (1. Tim 5, 17).  Diakone sind dazu berufen, diese Ausrichtung zu unterstützen. In unseren Gemeinde sollte das so aussehen: Während die Ältesten die Entscheidungen über die weitere Ausrichtung der Gemeinde treffen, sollten Diakone dabei helfen, die Vision Wirklichkeit werden zu lassen, indem sie dabei helfen, diese in die Gemeinde zu tragen.

Das führt zu einer interessanten Frage: Wie können wir Diakone ermutigen, handlungsorientiert und einheitsstiftend zu sein, ohne dabei die Leiterschaft der Ältesten zu übernehmen und so Uneinigkeit zu bewirken? Hier sind ein paar Ideen:

Diakonen-Treffen: Wenn es das Ziel ist, die Entscheidungen der Ältesten zu unterstützen, ist es nicht unbedingt notwendig, dass sich die Diakone als eigenständige Gruppe zusätzlich treffen – vor allem, wenn die einzelnen Diakone für verschiedene Bereiche zuständig sind. Das soll nicht heißen, dass diese Treffen gar nicht stattfinden können.

Aus biblischer Sicht gibt es keine Gewaltenteilung zwischen Ältesten und Diakonen, wie wir es manchmal aus der Politik kennen.

Gremien/Ausschüsse: Wenn bestehende diakonische Arbeitskreise das Gefühl bekommen oder vermitteln, sie würden einen bestimmten Dienstbereich der Gemeinde „besitzen“, wird es schwierig für diese Diakone, Entscheidungen nicht zu treffen, die den Ältesten überlassen werden sollten. Wir müssen uns bewusst sein, dass auch „weltliche“ Dinge, wie der Einsatz von Finanzen eine geistliche Dimension haben können.

Darum würde ich vorschlagen, aufgabenorientierte und zeitlich begrenzte Gremien und Ausschüsse einzuberufen, in denen dann die spezifischen Aufgaben angegangen werden können.

Kommunikation: Viele diakonische Dienste führen irgendwann zur Konfrontation mit einer Entscheidung, die die Ältesten über die Ausrichtung der Gemeinde treffen müssen. In unserer Gemeinde haben wir es als sehr hilfreich empfunden, jeden Diakon einem Ältesten zuzuweisen. Diese Diakone vermitteln weiter, was die Ältesten in ihren Treffen besprochen und entschieden haben. Die Ältesten können dann Dinge, die im Diakonenkreis besprochen wurden und sich auf die Ausrichtung der Gemeinde beziehen, aufnehmen und in den Ältestenkreis tragen.

Älteste führen den Dienst, Diakone unterstützen den Dienst, die Gemeinde tut den Dienst. Ich denke, dass dies das neutestamentliche Bild ist und dass die biblische Klarheit hinsichtlich der Rolle von Diakonen unglaublich wichtig ist, um Frieden und Einheit in den Gemeinden zu fördern.


Jamie Dunlop, Deacons: Shock-Absorbers and Servants
© 9MarksMinistries
Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.