Fünf gute Gründe, verbindlich Mitglied zu werden

Artikel von Mark Dever
3. Juni 2014 — 20 Min Lesedauer

Das Problem der Verweigerung einer Gemeindemitgliedschaft

Ich möchte dich einladen, über vier Personen und ihre jeweilige Einstellung zu Gemeinde nachzudenken:

  • Johannes: Er folgt Jesus nach, will aber keine „organisierte Religion“. Stattdessen geht er lieber sonntags wandern.
  • Lukas: Er geht sonntags von Gemeinde zu Gemeinde („church hopper“), mal hierhin, mal dorthin, dort wo es gerade schön ist.
  • Natascha: Sie geht in eine großartige Gruppe für Singles. Jeden Sonntagabend ist sie dort; am Sonntagmorgen taucht sie nur im Gottesdienst auf, wenn die Predigt ein interessantes Thema hat.
  • Annika: Sie liebt die Predigten in ihrer Gemeinde, aber sie verschwindet oft direkt nach dem Gottesdienst. Sie hat nie wirklich über Mitgliedschaft nachgedacht, warum auch?

Was haben diese Leute gemeinsam? Sie sehen sich selbst als Christen und sie haben alle eine ähnliche Sichtweise darüber, wie unwichtig es ist, sich verbindlich einer Ortsgemeinde anzuschließen. Und ich denke, sie haben grundsätzlich noch nicht verstanden, was es bedeutet, wirklich Christ zu sein.

Warum sollen Christen sich verbindlich einer Gemeinde anschließen? Warum sollen alle Christen verbindliche Mitglieder einer Gemeinde sein? Um diese Fragen zu beantworten, gehen wir kurz durch den Epheserbrief.

Der Epheserbrief ist großartig, weil er die Theologie mit unserer Praxis verbindet – unser gemeinsames Leben als Christen in dieser Welt.

Ein kurzer Überblick über den Brief sieht wie folgt aus: Kapitel 1 ist eine wunderbare Beschreibung von unserer Errettung (Eph 1,11–12). Wie geschieht das? Wie werden wir erwählt zum Lob seiner Herrlichkeit? In Kapitel 2 wird uns das Evangelium dargelegt (2,1–5): Durch Gnade sind wir errettet worden.

Das ist die Theologie – jetzt folgt die Anwendung. Die erste Anwendung können wir am Ende von Kapitel 2 und am Anfang von Kapitel 3 erkennen. Die Trennwand der Feindschaft, die zwischen Juden und Heiden aufgerichtet war, ist weg (2,14–16). Diese Einheit ist so grundlegend, dass Paulus sie ein Geheimnis (3,3) nennt – für Generationen verborgen, jetzt bekannt gemacht (3,6).

Warum macht Gott das? Warum schafft er eine Einheit zwischen Menschen, die nichts gemeinsam haben außer Christus?

„Damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Regionen durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde“ (3,10).

„Es geht um eine Gemeinschaft von Menschen, die in den Augen der Welt völlig unterschiedlich sind, die nur Christus gemeinsam haben.“
 

Die Gemeinde? Das klingt nach einem sehr merkwürdigen Ort, um diese Institution zu erwähnen. Aber wenn du beginnst, darüber nachzudenken, wirst du feststellen, dass das genau der Punkt ist, der die Gemeinde zur Gemeinde macht. In der Gemeinde geht es nicht zuerst um Unterweisung oder Lobpreislieder am Sonntagmorgen. Es geht um eine Gemeinschaft von Menschen, die in den Augen der Welt völlig unterschiedlich sind, die nur Christus gemeinsam haben und die dennoch in Einheit und Liebe zusammen leben und somit Gott die Ehre geben. Unterweisung füttert die Gemeinschaft. Lobpreis ist die Reaktion darauf. Aber das Herzstück ist die liebevolle Gemeinschaft zur Ehre Gottes.

Denk an das, was Jesus in Johannes 13 sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt; wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr einander lieben. Dadurch werden alle Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger sein, wenn ihr mit der Liebe liebt, mit der ich euch geliebt habe.“ (13,34)

Wir sollen nicht nur irgendwen lieben, sondern einander lieben!

Johannes schreibt es in seinem Brief noch deutlicher: „Wenn jemand sagt ‚Ich liebe Gott‘ und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner“ (1Joh 4,20).

Die Liebe zwischen Christen ist nicht nur eine Option im Christsein. Sie ist notwendig. Das ist der Weg, den Gott ausgewählt hat, um seine Weisheit deutlich zu machen – wenn Christen, die nichts gemeinsam haben außer Christus, sich gegenseitig in einer Art und Weise lieben, die die Welt nicht verstehen kann. Das zeigt seinen vollkommenen Plan und die Kraft des Evangeliums.

„Die Liebe zwischen Christen ist nicht nur eine Option im Christsein. Sie ist notwendig.“
 

Die Gemeinde ist befleckt und sie verletzt. Es ist nicht einfach, Menschen zu lieben, die anders sind als du. Aber das ist der Punkt. Diese Liebe ist völlig anders als die Liebe der Welt. Jesus sagt in der Bergpredigt: „Wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für einen Lohn habt ihr? Tun das nicht auch die Zöllner?“ (Mt 5,45)

Das ist der Grund, warum ein Hauskreis nicht das Ziel erreicht, das Gott für die Gemeinde gesetzt hat. Das ist der Grund, warum eine Gruppe von Singles keine Gemeinde ist. Wenn man zur Gemeinde geht und nicht in schwierige, Gott-verherrlichende Beziehungen mit Menschen investiert, mit denen man nichts gemeinsam hat außer Christus, verfehlt man das Leben im Evangelium, was Gott für einen geschaffen hat. Es ist eine Sache, ein heiliges Leben in völliger Isolation zu leben. Aber die Welt würde davon nicht beeindruckt sein. Das versteht sie ja. Ganz anders sieht es aus, wenn Christen tatsächlich einander lieben und miteinander verbunden sind. Christen, die schwierige Unterhaltungen führen und Freud und Leid miteinander teilen. Das ist die Gemeinde. Und das ist der Grund, warum du – wenn du dich selbst als Christ verstehst – ein wichtiger Teil einer solchen Gemeinde sein musst.

Der Rest des Epheserbriefs zeigt, wie das in der Praxis aussieht. Paulus spricht in Epheser 4 über die Bedeutung der Einheit und wie Geistesgaben dazu gedacht sind, der Einheit der ganzen Gemeinde zu dienen. Er spricht in Kapitel 5 darüber, einander zu ermutigen, und zeigt die Veränderungen, die im Licht dieser übernatürlichen Liebe in der Gemeinde sichtbar sein sollten; in den Beziehungen zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Der Epheserbrief ist nicht die einzige Stelle in der Bibel, an der man diesen Schwerpunkt findet. Im Neuen Testament gibt es mehrere Bilder, die für die Gemeinde gebraucht werden:

  • das Bild vom Gebäude (1Kor 3,9; Eph 2,21; 2Kor 6,16)
  • das Bild vom Körper (Röm 12,4–5; Hebr 12)
  • die Gemeinde als Herde (1Petr 5,2)
  • das Bild von der Familie (1Tim 3,15; Eph 1,5)

Bei all diesen Bildern sollten wir uns jeweils fragen, wie darin unsere Beziehung zur Gemeinde ausgedrückt werden soll?

  • Wo sind die Bausteine? Sie befinden sich in einem Gebäude und wenn die Steine sich nicht im Gebäude befinden, können sie sich nicht mit dem Gebäude identifizieren.
  • Wenn wir Glieder an einem Körper sind, wie können wir dann nicht ein Teil des Körpers sein?
  • Wenn wir Schafe sind, gehören wir gemeinsam zu einer Herde.
  • Wenn wir dazu berufen sind, Gottes Kinder zu sein, gehören wir zu seiner Familie.

Alle Bilder im Neuen Testament, die das Leben eines Christen beschreiben, beinhalten diesen gemeinschaftlichen Aspekt.

Ich betone all dies, weil ein Beitrag über Gemeindemitgliedschaft unserer Kultur entgegengesetzt ist. Heutzutage ist das eher unüblich, aber ich bin davon überzeugt, dass wir eine besondere Not erleben, in der wir dies ansprechen sollten. Wir leben in einer stark konsumorientierten Kultur, in der wir aufwachsen und dahingehend geprägt werden, dass wir als Konsumenten bedient werden. Solche Gedanken schwappen oft auch in die Gemeinde hinein. Aber das ist nicht, was eine Gemeinde ausmacht. Du solltest jemand sein, der gibt, und kein Konsument – jemand, der sich aktiv einbringt, deine Geschwister in Christus zu lieben. Ebenso sind wir Ältesten nicht dafür da, in diesem Sinne die Bedürfnisse der Konsumenten zu befriedigen. Wir tun das einfach nicht. Wir werden noch in die Heilige Schrift schauen, um dort zu sehen, dass all unsere Bedürfnisse in der Gemeinde befriedigt werden, wenn wir nach dem Maßstab der Bibel leben.

Wir sind auf dem Weg, Menschen die Einstellung beizubringen, sich selbst als Gebende und nicht als Konsumenten zu sehen.

„Gott verfolgt mit deiner Erlösung das Ziel, dass du ihm Ehre bringst, indem du in Gemeinschaft mit anderen Christen lebst.“
 

Dies alles gibt uns eine biblische Grundlage dafür, Mitglied einer Gemeinde zu werden. Wenn du hier auch nichts anderes verstehen solltest, dann lass es doch dies eine sein: Gott verfolgt mit deiner Erlösung das Ziel, dass du ihm Ehre bringst, indem du in Gemeinschaft mit anderen Christen lebst. Wenn du dich keiner Gemeinde anschließt, um das auszuleben, verfehlst du das, was die Bibel als absolute Grundlage des christlichen Lebens bezeichnet. Es geht nicht um dich oder mich, sondern es geht um dich und mich als Teil einer Gemeinde, die Gott Ehre bringt. Das ist meine Botschaft. Lass mich noch ein bisschen tiefer ins Detail gehen, indem ich fünf Gründe nenne, warum Christen Mitglieder einer Gemeinde werden sollten.

5 Gründe, Mitglied einer Gemeinde zu werden

1. Werde um der Nicht-Christen willen Mitglied einer Gemeinde

In 1. Korinther 5 gibt es einen bekannten Abschnitt, in dem Paulus an die Gemeinde in Korinth schreibt.

„Überhaupt hört man von Unzucht unter euch, und zwar von einer solchen Unzucht, die selbst unter den Heiden unerhört ist, dass nämlich einer die Frau seines Vaters hat! Und ihr seid aufgebläht und hättet doch eher Leid tragen sollen, damit der, welcher diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte hinweggetan wird! Denn ich als dem Leib nach abwesend, dem Geist nach aber anwesend, habe schon, als wäre ich anwesend, über den, der dies auf solche Weise begangen hat, beschlossen, den Betreffenden im Namen unseres Herrn Jesus Christus und nachdem euer und mein Geist sich mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus vereinigt hat, dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tag des Herrn Jesus.“

Gemeindemitgliedschaft hilft der eigenen Glaubensgewissheit

Einer der Gründe, warum wir Mitglied einer Gemeinde werden sollen, ist der, dass sie dir helfen soll zu verstehen, ob du wirklich als Christ lebst. Ich wette mit dir, dass der Mann in 1. Korinther 5 sich selbst als Christ gesehen hat. Ich wette mit dir, dass er sehr regelmäßig zur Gemeinde gegangen ist. Und ich wette, dass er all die Dinge getan hat, die die anderen in dieser Gemeinschaft auch getan haben.

Das ist genau der Grund, warum Paulus schreiben und sie zum Eingreifen auffordern musste. Um seiner selbst willen mussten sie ihm irgendwie klar machen, dass sein Leben wie das eines Nicht-Christen war.

Das ist etwas Liebevolles. Du brauchst eine Gemeinde, damit das Evangelium dir verständlich gemacht wird. Durch Christen, die sich zu einer Versammlung von Gläubigen zusammenschließen, wird das Evangelium erklärt und sichtbar gemacht.

Gemeindemitgliedschaft ist ein unverzichtbares Zeugnis für Nichtchristen

Einer der wichtigsten Gründe ist der, dass Nicht-Christen in der Lage sein werden zu sagen: „Oh, ich nenne mich selbst Christ, aber ich lebe nicht wirklich wie einer. Vielleicht bin ich gar kein Christ.“ Oder diejenigen, die sich außerhalb der Gemeinde befinden, können feststellen: „Ah … so leben also Christen. Und nicht so.“

Gemeindemitgliedschaft erweist Nicht-Christen einen Dienst: sowohl Nicht-Christen, die sich außerhalb der Gemeinde befinden, als auch Nicht-Christen innerhalb der Gemeinde werden davor bewahrt, zu denken, sie selbst seien Christen. Ich erlebe es allzu häufig, dass Besucher in unserer Gemeinde, weil sie nichts mit anderen Christen zu tun haben, sich selbst betrügen, indem sie behaupten, eine Beziehung zu Gott zu haben.

Gemeindemitgliedschaft schützt vor Selbstbetrug

„Durch Christen, die sich zu einer Versammlung von Gläubigen zusam-menschließen, wird das Evangelium erklärt und sichtbar gemacht.“
 

Ich denke nicht, dass Gemeindemitgliedschaft notwendig zur Errettung ist, aber ich denke, dass wir uns als gefallene Menschen selbst betrügen können.

Um in unserem Leben mit Selbsttäuschung umgehen zu können, hat Gott uns die Ortsgemeinde gegeben.

Die Gemeinde ist eine Art Gehilfe zur Heilsgewissheit. In der Gemeinschaft von Menschen, in der wir sie kennenlernen und wir ihnen erlauben, uns kennenzulernen, erleben wir das. So können wir selbst feststellen, ob wir unser Christsein, das wir mit unseren Lippen bekennen, auch in unserem Leben praktizieren.

2. Werde um der schwachen Christen willen  Mitglied einer Gemeinde

Ich bin mir sicher, dass wir alle Menschen kennen, die wir für Christen halten, die aber tief verletzt wurden und denen die christliche Konsum-Mentalität beigebracht wurde. Sie wollen lieber ihre eigenen Hirten sein, sie versuchen sich ihr geistliches Leben selbst zusammenzustellen, sie sind monatelang oder vielleicht sogar Jahre alleine.

Aber jeder Christ sollte Teil einer Gemeinde sein: wo die Taufe und das Abendmahl praktiziert werden, wo das Wort Gottes in rechter Weise gepredigt wird, und wo es Menschen gibt, die du geistlich anerkennst. Das ist der normale christliche Weg.

Ich sage jetzt nicht, dass du für dich selbst kein Christ sein kannst. Aber ich sage, dass ich viele Schafe außerhalb der Herde gesehen habe, die sich in großer Gefahr befinden, weil sie eine völlig falsche und selbstsüchtige Idee vom Christsein angenommen haben. Wegen der schwachen Christen solltest du Mitglied einer Gemeinde werden.

Du solltest mithelfen, diesen Markt zu säubern, damit es nicht länger in der Gesellschaft akzeptiert ist, sich selbst Christ zu nennen und zu keiner Ortsgemeinde zu gehören.

Als Christen sollten wir unseren Beitrag dazu leisten: Wir sollten den Schafen sagen: „Komm in die Herde oder hör auf, dich selbst als Christ zu bezeichnen.“ Leider ist es oft so, dass die Gemeinde als seine zusätzliche Option gesehen wird.

Mark erzählte von einer Begegnung mit einem Freund in Cambridge, der ein sehr aufrichtiger Christ war. Dieser Mann schlüpfte immer kurz vor Beginn der Predigt in die Gemeinde hinein. Mark fragte ihn: „Warum kommst du nicht früher? Warum kommst du nicht zum ganzen Gottesdienst?“ Er antwortete: „Mir bringt das nichts.“ Mark sprach: „Hast du jemals daran gedacht, Mitglied dieser Gemeinde zu werden?“ Seine Antwort lautete: „Nein, nicht wirklich, warum sollte ich?“ – „Warum sollte ich?“ Damit meinte er: „Was würde es mir bringen, wenn ich es tun würde?“ Darauf sagte er: „Wenn ich mich der Gemeinde anschließe und mich mit ihr verbinde, habe ich Angst davor, dass sie mich bremst.“ Dieser Mann war wirklich ein aufrichtiger Christ und Mitarbeiter in einer Gemeindegründung, in Evangelisation und in Jüngerschaft.

„Vielleicht werden gerade durch deinen Einsatz solche, die im Glauben schwach sind, gestärkt.“
 

Die Gemeinde war für ihn nur eine nutzlose Nebensache. Mark sagte zu ihm: „Hast du jemals darüber nachgedacht, dass du, wenn du dich mit den anderen Leuten verbindest, vielleicht langsamer wirst, aber ihnen vielleicht auch hilfst, schneller zu werden und dies vielleicht Teil von Gottes Plan ist?“

Gottes Plan dreht sich also nicht nur um dich in einem individualistischen Sinne; darum, wie du sicher gehen kannst, jeden Monat 7,2 Menschen das Evangelium zu bezeugen, wie deine Stille Zeit in einem Jahr täglich 16 Minuten länger dauert oder wie deine persönliche Heiligung sich in anderen Bereichen weiterentwickelt. Das alles ist natürlich nicht schlecht, aber vielleicht interessiert sich Gott für etwas viel größeres als das.

Er möchte, dass du ein Teil davon bist. Vielleicht werden gerade durch deinen Einsatz solche, die im Glauben schwach sind, gestärkt. Das ist Gottes Plan für die Gemeinde. Ich will dich ermutigen, um der schwachen Christen willen, Mitglied einer Gemeinde zu werden.

3. Werde um der starken Christen willen Mitglied einer Gemeinde

Wie definierst du einen „starken Christen“? Bedeutet es für dich auch, dass er verbindliches Mitglied einer Ortsgemeinde ist? Oder ist das nur eine Option? Wenn du von dem zweiten überzeugt bist, will ich dich an dieser Stelle herausfordern, noch einmal nachzudenken.

Schau noch einmal in Johannes 13 hinein: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt; wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr einander lieben. Dadurch werden alle Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger sein, wenn ihr mit der Liebe liebt, mit der ich euch geliebt habe.“ (Vers 34)

Es sieht so aus, dass die Art und Weise, wie wir Christen uns einander lieben sollen, ein grundlegender Teil in Gottes Plan ist, diese Welt zu evangelisieren. Leider vergessen wir bei all unseren großartigen Plänen für Evangelisation die Gemeinde. Aber ich denke, wenn es so läuft, wie es sollte, ist die Gemeinde ein starkes Zeugnis für Christus. „Daran erkennen wir die Liebe, dass Jesus Christus sein Leben für uns hingegeben hat, so sollen auch wir unser Leben für unsere Brüder hingeben.“

Christliche Liebe ist nicht einfach eine allgemeine Einstellung zu jedem, den wir im Laufe des Tages treffen. Das mag auch stimmen, aber im Kern ist es etwas viel stärkeres. Es ist eine Liebe, die in besonderer Weise auf andere Christen und insbesondere auf die Christen ausgerichtet ist, die zu deiner Ortsgemeinde gehören und die du wirklich sehen und erleben kannst.

Wenn du dich selbst für einen starken Christen hältst und begeistert bist, wenn du eine Lobpreis-CD hörst oder ein Buch von John Piper liest, du dich aber keiner Gruppe von Menschen, die anders sind als du, verbindlich anschließen kannst, mit denen du nur Jesus Christus gemeinsam hast, mit all ihren Fehlern und Macken, dann denke ich, dass du nicht viel Grund hast, von dir zu denken, dass du überhaupt bekehrt bist. Je mehr wir unsere eigene Sünde erkennen und Gottes Vergebung für uns in Christus begreifen, desto stärker muss diese Liebe aus unserem Herzen zu anderen Menschen gehen, insbesondere gegenüber unseren Brüdern und Schwestern in Christus. Das ist übrigens der Grund, warum wir Menschen bitten, erst Gemeindemitglieder zu werden, bevor sie sich einem Hauskreis anschließen. Wir wollen sicherstellen, dass die engen Beziehungen in einem Hauskreis nicht die Liebe und Verbindlichkeit zur gesamten Gemeinde ersetzen – die vermutlich noch schwieriger ist als dein Hauskreis. Hauskreise sind großartig, aber sie erfüllen nicht den vollen Sinn, Teil einer Gemeinde zu sein.

In der Ortsgemeinde geht es darum, Menschen zu lieben, die mit uns nichts anderes gemeinsam haben außer Christus. Das, denke ich, ist die wahre Definition von Stärke. Sie befähigt uns, auf diese Art und Weise eine begrenzte Gruppe von Menschen zu lieben, die nicht immer deine Lieblingsleute sind, aber mit denen du Jesus Christus teilst. Das ist der dritte Grund: Werde Mitglied einer Gemeinde um der starken Christen willen.

4. Werde um der Gemeindeleitung willen Mitglied einer Gemeinde

Wenn du kein Mitglied dieser Gemeinde bist, kann es sein, dass die Ältesten und Diakone deinen Namen nicht kennen. Wir können uns an deinen Namen nicht erinnern und wir beten auch nicht regelmäßig für dich. Wir wissen noch nicht einmal, ob du überhaupt ein Christ bist. Wir haben bisher noch nicht dein Zeugnis gehört.

Mitglieder dieser Gemeinde erzählen ihr Zeugnis Mark[1] und den anderen Ältesten. Die Ältesten stellen Fragen über ihr Verständnis des Evangeliums und sie verpflichten sich, regelmäßig für sie zu beten. Nicht nur die Ältesten beten für sie, sondern auch andere Mitglieder dieser Gemeinde. Das bedeutet es für uns, Mitglied einer Gemeinde zu sein.

Natürlich können wir als Gemeindeleitung gar nicht funktionieren, wenn sich jeder nur als Konsument sieht. Stell dir vor, niemand würde sich verbindlich einbringen und jeder kommt mal hierhin und geht mal dorthin: „Ich mag das eine besonders hier, das andere mag ich dort aber lieber, die Lobpreismusik ist hier aber besser, dort dafür die Predigten.“ Dann würde es gar keine Gemeinden geben.

Der einzige Grund dafür, dass es überhaupt Gemeinde gibt, ist der, dass Menschen begreifen: „OK, keine Gemeinde ist perfekt.“ „Ich ziehe in diese Stadt um und ich werde versuchen, hier geistlich zu wachsen. Ich stimme mit dem überein, was sie lehren und was ihre Glaubensgrundlagen sind, ich stimme mit dem überein, wie wir leben sollten und auch mit der Gemeindeerklärung. Dem allen kann ich zustimmen. Das will ich tun. Ich werde mit diesen Menschen für Christus leben.“

Ich denke, dass dies die Art und Weise ist, die der Gemeindeleitung hilft zu wachsen, um dir und anderen gut zu dienen.

5. Werde um Gottes willen Mitglied einer Gemeinde

Das Buch der Apostelgeschichte ist an dieser Stelle sehr interessant. Dass der Herr die Menschen zur Gemeinde hinzufügte und sie so zu den Christen zählten, bedeutete, mit der Gemeinde identifiziert zu werden. Wer identifiziert sich mit der Gemeinde?

„Im Neuen Testament wird die Gemeinde als der Leib von Christus beschrieben, der durch Gottes eigenes Blut erkauft wurde.“
 

Auf dem Hintergrund der Kapitel 2 und 4 ist es faszinierend, von Paulus (auf dem Weg nach Damaskus) zu lesen, der dem auferstandenen Christus begegnet. Er begegnet ihm und Saulus fällt zu Boden. Weißt du, was Jesus zu ihm sagt? Er sagt nicht: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du diese Christen?“ Er sagt auch nicht: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du diese Gemeinde?“ Er sagt: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ Jesus selbst identifiziert sich hier ganz deutlich mit der Gemeinde, wenn er die Versammlung der Christen in Damaskus als „mich“ bezeichnet. Das ist der Grund, warum ich denke, dass Paulus dieses Bild von Gemeinde als dem Leib Christi hat. Bei seiner Bekehrung war dies schon vorhanden. In Apostelgeschichte 20 lesen wir, dass die Gemeinde der Leib Christi ist und dass Gott sie durch sein eigenes Blut erkauft hat.

Ich kenne nicht alle Teile deines Lebens und wie du bisher die Gemeinde gesehen hast, aber im Neuen Testament wird die Gemeinde als der Leib von Christus beschrieben, der durch Gottes eigenes Blut erkauft wurde. Darum geht es Gott.

Viele der Dinge, die wir unter Christsein verstehen, sind nicht einfach nur individualistisch, sondern sind Dinge, die ihren Ausdruck in der Beziehung mit anderen Menschen finden.

Zusammenfassung

Warum sollte ich also Mitglied einer Gemeinde werden?

  1. Für Nicht-Christen
  2. Für schwache Christen
  3. Für starke Christen
  4. Für die Gemeindeleitung
  5. Für Gott

Es gibt noch jede Menge dazu zu sagen. Weil wir das hier ernst nehmen, bitten wir diejenigen, die Mitglied bei uns werden wollen, die Erklärung für eine verbindliche Mitgliedschaft und unsere Glaubensgrundlagen zu unterschreiben. So erkennen wir, dass du grundlegend mit uns dasselbe Verständnis vom Evangelium teilst. Durch das Unterzeichnen der Erklärung für eine verbindliche Mitgliedschaft erkennen wir, dass du mit uns den Wunsch und das Verständnis von dem teilst, was es bedeutet, als Christ zu leben. Wir wissen dadurch, dass du dich selbst dazu verpflichtest, das auszuleben. Gemeinsam wollen wir versuchen, das zu leben; als Menschen, mit denen du nichts gemeinsam hast außer Christus.


[1]  Gemeint ist Mark Dever, Pastor der Capitol Hill Baptist Church in Washington D.C.